Sonntag, 18. September 2011

UHUDLERGELEE AUS ERDBEERTRAUBEN




















Vor vielen Jahren hat mir ein Onkel, anlässlich eines Besuches einen kleinen Weinstock geschenkt. Der wucherte jahrelang unkontrolliert vor sich hin, wurde nicht geschnitten und aufgebunden. Hat eben niemanden interessiert. Das hat sich erst geändert, als der Mitkoch begonnen hat, sich für diese Traubensorte zu begeistern. Daher wissen wir jetzt, dass die Traube eine sogenannte Uhudlertraube ist. Ihr Sortenname ist Isabella.

Kurzer Ausflug in die Geschichte: Der Uhudler ist ein südburgenländischer Wein, der aus Direktträgertrauben hergestellt wird. Diese sind resistenter gegen Reblausbefall. Man vermutete aber gesundheitsschädliche Wirkungen aufgrund des leicht erhöhten Metanolgehalts dieses Weins. In den 70er Jahren war die Produktion für den Eigenbedarf erlaubt, nach dem großen österreichischen Gykolweinskandal wurde der Wein in den 80er Jahren überhaupt verboten.
Heute ist dieses Verbot aufgehoben, der Wein gilt als regionale Spezialität und darf in acht burgenländischen Gemeinden verkauft werden.
Ende des Ausflugs in die Geschichte. Ach ja, ein österreichischer Name für diesen Wein ist auch Heckenklescher - für die richtige Schreibweise übernehme ich keine Garantie.
In Italien heißt der Wein aus dieser Traube Fragolino - nicht zu verwechseln mit einem billigen Sektgetränk gleichen Namens. Er gelangt nur selten in den Handel - wenn man ihn irgendwo sieht: sofort zugreifen, es lohnt sich wirklich!
























Das Besondere an dieser Traube ist ihr einzigartiger, sensationell feiner Geruch und Geschmack nach frischen Erdbeeren. Seit sich der Mitkoch so fürsorglich um die Pflanze kümmert, wächst sie – im Frühling sorgfältig geschnitten – die Hauswand entlang und trägt Jahr für Jahr eine Menge Trauben. Wenn ich schneller als die Amseln bin und rechtzeitig daran denke, ein Netz um die Trauben zu spannen, kann ich Erdbeertrauben-Gelee einkochen.
Traubengelee-Versuche haben ergeben: Mit der Schale kochen und dann passieren ergibt Gelee von schöner, roter Farbe. Heuer möchte ich auch einen Teil des Gelees (allerdings ungezuckert) einfrieren – daraus müsste sich eine ganz tolle Füllung für Macaraons machen lassen ... oder Eis ...

Erdbeertrauben-Gelee

Die Trauben abzupfen und in einem Topf köcheln, bis die Früchte zerplatzen. Durch ein Sieb streichen und pro Liter gewonnenem Saft mit einem halben Kilo Zucker und Pektin nach Packungsanweisung einige Minuten köcheln. Heiß in Gläser füllen und die Gläser für zehn Minuten auf den Kopf stellen. Kühl und dunkel lagern.
Und jetzt geh ich Dirndln pflücken ...

9 Kommentare:

  1. oh! ich bin diesem gelee seit ich's kennen gelernt habe, verfallen, erwerbe meines aber käuflich. gibt's von labonca (die mit den schweinderln). komischerweise mag ich's nur auf brioche, und weil's das so selten gibt, mache ich auch selten ein glas vom uhudlergelee auf.

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  2. Uschi! Allein das lichtdurchflutete Bild von dem Gelee!!! Wenn ich zum Entbeinen vorbeikomme, hebe mir ein Versucherle auf ;O)!

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  3. Schöne Trauben sind das. Und der Name allein ist schon köstlich. Den Wein würde ich gerne probieren.

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  4. Ich hatte das Glück, in Portugal einen Isabella-Wein von den Azoren zu probieren. Stand ganz unten im Regal und war ein echtes Geschmackserlebnis. Das Gegenteil von "edel", aber sehr interessant. Wenn Du "Azoren" bei mir auf dem Blog als Stichwort eingibst, kommst Du zum Artikel.

    Vor ein paar Tagen habe ich in Aubenas (also Ardèche-Gegend) mit einem Weinhändler gesprochen, für den dieser Hybridreben-Ton der Geschmack seiner Jugend war. In Frankreich darf der Wein daraus nicht mehr verkauft werden, ich glaube aber eher aus qualitativen als aus gesundheitlichen Gründen. Der Händler meinte jedenfalls, dass er unter dem Verkaufstisch manchmal ein paar Flaschen für spezielle Kunden stehen hätte...

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  5. Küchenschabe,

    dein Garten wird mir schön langsam unheimlich, aber auf positive Art: das muss ein Garten Eden sein.
    Im Veneto bekommt man immer noch (wenn man dezent nachfragt) in kleinen Weinschenken diesen wunderbar erfrischenden Fragole, der aber sparsam genossen werden sollte.

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  6. @ katha
    ich hab mir das von Labonca auf deren Website angeschaut, die schreiben, es sei Weingelee - meinst du, dass das dann so schmeckt wie meins, meins ist ja eher weintraubengelee? oder soll ich dich einfach kosten lassen ;-)

    @ salzkorn
    ja, so machen wir das! ;-)

    @ ilse
    der wein schmeckt wirklich gut. und es ist so, wie eline sagt, man bekommt ihn erst, wenn man drauf besteht und meist holen sie ihn wirklich unter der budln - wie man bei uns sagt - hervor.

    @ matze
    danke, deinen azoren-bericht hab ich gelesen, den wein hätt ich wahrscheinlich auch probiert :-) - ich bin eine sehr neugierige schabe.

    @ eline
    der garten ist halb so wild - ich bemüh mich halt, das anzupflanzen, was man sonst schwer bekommt. ich kann dir jetzt noch sagen, dass ich einen hauszwetschkenbaum habe, bei dem allerdings inzwischen die zwetschken so hoch oben hängen, dass sich niemand mit der leiter rauftraut. bleibt alles den vogerln, leider.

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  7. wir lassen uns gegenseitig kosten, was meinst? oder ob eline mit sich reden lässt, und das gelee in kleinen dosen irgendwo einbaut? ich schreibe ein glas (habe noch ein "zues") auf meine oö-liste.

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  8. @ katha
    das ist eine gute idee, ich nehm auch eins mit!

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  9. In der Südoststmk. heißt der Wein Heckenklescher und jedes Frühjahr gibts in Straden eine "gestrenge" Heckenklescher Blindverkostung. So selten ist der Wein aus Isabellatrauben hier nicht mehr!

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