Donnerstag, 30. März 2017

SEMPRE DRITTO ...

... wenn man - auf die Frage nach dem richtigen Weg - diese Antwort  bekommt, dann ist man in Venedig. Und diese Antwort sorgt bei uns regelmäßig für Heiterkeit, denn bei "sempre dritto", also "immer geradeaus", wird man manchmal im Kanal, manchmal in einer Sackgasse, aber so gut wie nie am gewünschten Ort landen.



Ich glaube ja, dass das die Standardantwort der Venezianer für Touristen ist, und dass sie sich innerlich diebisch freuen, wenn sie uns damit auf den Weg schicken. Aber eigentlich ist es in Venedig völlig wurscht: Jedes Gasserl ist schön und interessant, irgendwann einmal findet man auch sein Ziel und hat dabei im Vorbeigehen noch unerwartet manch schönes Detail entdeckt.



Auf der Heimreise gab es wie immer ein Abschlussessen im Friaul, diesmal in der Villafredda in Loneriacco, wo das Essen immer wieder ein echter Genuss ist.
Danach der obligatorische größere Lebensmitteleinkauf, diesmal unter anderem mit Fava-Bohnen und Cime di Rapa, sowie aromatischen Blutorangen. Da bot sich am nächsten Tag ein Salat förmlich an, noch dazu, wo ich im Tiefkühler einige zarte, schon gekochte und gehäutete Lammzungen geparkt hatte. Die fruchtig-säuerliche Vinaigrette passte ganz fein zur leichten Bitterkeit der Fava-Bohnen.




Salat mit Lammzungen und Fava-Bohnen
für 2 Personen

6 Lammzungen, gekocht und gehäutet
300 g Fava-Bohnen (Saubohnen, Ackerbohnen), geschält
1 Bund Cime di Rapa (Stängelkohl)
8 kleine Erdapferl, gekocht, geschält
2 Stück Picandou oder ein anderer Ziegenfrischkäse

Vinaigrette:
2 Blutorangen, geschält, filetiert
1 Schalotte, gehackt
1 Tomate, gehackt
1 EL Senf
2 EL weißer Balsamico
2 EL Olivenöl
1 EL Zitronensaft
Salz und Pfeffer



Die Lammzungen in  dünne Scheiben schneiden. Die Fava-Bohnen etwa fünf bis sechs Minuten in kochendem Salzwasser garen. Den Cime di Rapa in kochendem Salzwasser etwa 2 Minuten blanchieren, dickere Stängelteile eventuell zwei Minuten länger. Alle Zutaten für die Vinaigrette verrühren und eine halbe Stunde ziehen lassen. Die Erdapferl halbieren, den Ziegenkäse zerpflücken. Alles auf einem Teller arrangieren und mit der Vinaigrette beträufeln.

Ein Restaurant-Tipp zum Abschluss: Birraria La Corte am Campo San Polo. Nicht nur eine interessante Bierauswahl sonders durchaus auch gute Weine und vor allem feines Essen, mit einem Fleisch-Menü, einem Fisch-Menü und einem vegetarischen Menü. Im Sommer sicher wunderbar zum draußen Sitzen auf einem der nettesten Plätze der Stadt, dort wo die Kinder noch Fussball spielen und sich die Einheimischen zum Tratschen treffen.

Mehr Venedig bei der Küchenschabe:
Venedig – Serenissima-Notizen
Venedig – Serenissima-Nachtrag
Venedig ohne Katze(n)
Cicchetti-Tour 
Il piccolo re nella grande citta







Sonntag, 19. März 2017

PASTA NEAPOLITANA

Lange hat's gedauert, bis die Paccheri ihren Weg in unsere Küche gefunden haben. In unserer Speisekammer waren sie schon viel länger. Nämlich seit unserem Grado-Urlaub im vergangenen Jahr. In Grado findet man Paccheri fast in jedem Lokal auf der Speisekarte. Ursprünglich sind sie allerdings eine neapolitanische Pasta-Spezialität.


Warum sie ausgerechnet in Grado so beliebt sind, weiß ich nicht - aber sie haben uns so gut geschmeckt, dass ich gleich zwei große Packungen davon mit nach Hause genommen habe. Und dann gerieten sie in Vergessenheit.
Letzte Woche sind sie mir bei der Suche nach Spaghetti in die Hände gefallen und da habe ich sie nicht mehr losgelassen. Paccheri sehen aus wie halbierte Cannelloni und sind wie geschaffen dafür, um gefüllt zu werden. Beim ersten Mal habe ich sie liegend in eine Form geschichtet, beim zweiten Mal habe ich sie - für Gäste - stehend (und mit einem blanchierten Porreestreifen umwickelt) gebacken, weil das einfach netter aussieht. Beide Varianten schmecken ausgezeichnet.



Paccheri con Ricotta, Salsiccia e Funghi
Rezept für 4 Personen

320 g Paccheri
700 g Salsiccia
Olivenöl
400 g Champignons, grob gehackt
4 Knoblauchzehen, fein gehackt
Salz, Pfeffer
500 g Ricotta
2 Eier
240 g Parmigiano (K: Sovrano)
Petersilie, gehackt
und falls man sie stehend backen möchte (jeweils 6 Röllchen):
einige Streifen Porree, längs geschnitten und kurz blanchiert

Die Paccheri in Salzwasser (wirklich nur!) al dente kochen. Das Backrohr auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Für die Füllung das Salsiccebrät aus der Haut schälen. In etwas Olivenöl in einer Pfanne einige Minuten anbraten. Knoblauch und drei Esslöffel der Champignons zufügen und etwa fünf Minuten mitbraten. Etwas abkühlen lassen.

Ricotta mit den Eiern und der Hälfte des Käses zu einer Creme rühren. Mit dem abgekühlten Brät mischen. Abschmecken. In die Pfanne erneut etwas Öl geben und die Pilze darin braten, bis alle Flüssigkeit verdunstet ist. Petersilie zugeben, mit etwas Salz und Pfeffer abschmecken. Die gekochten Paccheri mit der Farce füllen. Eine geeignete Form mit Öl ausstreichen, etwas Käse reinstreuen und die gefüllten Röllchen hineinschlichten (oder jeweils sechs Röllchen aufrecht hinstellen und mit Porree umwickeln). Mit den gebratenen Pilzen und dem restlichen Käse bestreuen und im vorgeheizten Backrohr etwa 15 Minuten braten. Mit grünem Salat und einem feinen Chianti servieren.