Montag, 9. April 2012
MEYER, MEYER, MEYER ODER: SIZILIANISCHES FRÜHSTÜCK
Gartenmesse. Da nimmt mir der Mitkoch vorher immer ein Versprechen ab, und ich ihm: KEINE Zitruspflanzen mehr, wir haben schon vier Stück und die werden immer größer. Platz ist im Winterquartier eben leider nicht unbegrenzt vorhanden. So gerüstet wandern wir durch die Zitruspflanzenausstellung, bewundern sauteure, riesige Zitronatzitronen, Mandarinen und ... glattschalige, dunkelgelbe ... MEYER-ZITRONEN! Wir sehen uns an, nicken, schmeißen gleichzeitig unseren Vorsatz über Bord und wandern heimwärts: Mit einer Citrus meyeri, die sechs reife Früchte trägt, im Gepäck.
Die Meyer-Zitrone ist etwas ganz Besonderes. Katha kann ein Lied davon singen. Kurz gefasst: Sie ist eine kalifornische Hybridsorte aus Zitrone und Orange, also aromatischer, weniger sauer als die Zitronen, die man sonst kaufen kann. Daher eignet sie sich ganz fantastisch für Kuchen, Torten, Puddings und: für Granita.
Sizilianische Granita ist nämlich auch etwas ganz Besonderes. Angeblich gibt es einen Unterschied in der Konsistenz, je nachdem, ob man die Granita im Osten oder im Westen der Insel verkostet. Sagt zumindest Herr Steingarten in seinem Loblied. Im Westen seien sie grobstückig und körnig, im Osten fein und glatt wie ein Sorbet. Die beste Granita haben wir in Noto, im Caffè Sicilia der Brüder Assenza gegessen. Im Sommer bekommt man sie in Sizilien schon zum Frühstück. Mit kleinen, warmen Brioches, die man in die kalte Granita taucht (wenn man Glück hat und im richtigen Hotel wohnt). Das trifft sich also alles ganz wunderbar: Ist doch Ostern, wo man traditionell sowieso jede Menge Brioches isst. Der Kälte zum Trotz - sizilianisches Sommerfrühstück:
Zitronengranita mit Brioches
Granita
170 g feiner Zucker
375 ml Quell- oder Brunnenwasser (für die Wiener kein Problem, ich habe Mineralwasser ohne Kohlensäure verwendet)
Saft von 2 Meyer-Zitronen
Das Wasser in eine Schüssel geben und den Zucker darin auflösen. Die äußere Schale der Zitronen (ohne das bittere Weiße) behutsam über der Schüssel abraspeln. Die Zitronen auspressen und den Saft zum Zuckerwasser geben. In die Eismaschine geben und gefrieren lassen.
Mini-Brioches
6 Stück
270 g glattes Mehl, Typ 480
55 g feiner Zucker
130 ml Milch
10 g Germ
2 EL Vanillezucker
1/2 TL Salz
50 g Butter
1 Ei
1 Eidotter
1 Ei und 2 EL feiner Zucker verquirlt, zum Bestreichen
Am Vorabend Germ in lauwarmer Milch auflösen. Gemeinsam mit allen anderen Zutaten bis auf das Salz in die Küchenmaschine geben und auf Stufe 2 ungefähr 15 Minuten kneten. Das Salz etwa nach der Hälfte der Zeit dazugeben. Der Teig ist sehr weich und klebrig. In eine Schüssel geben und zugedeckt über Nacht im Kühlschrank rasten lassen.
Am nächsten Morgen aus dem Kühlschrank nehmen und ungefähr zwei Stunden lang auf Raumtemperatur kommen lassen. Nochmals kneten und in sechs gleiche Teile teilen. Daraus Kugeln formen und von jeder Kugel etwas Teig abnehmen. Zu einer kleinen Kugel formen. In die Mitte jeder großen Kugel eine Vertiefung drücken (ich habe dazu passenderweise ein Osterei verwendet) und die kleine Kugel hineinlegen. Mit der verquirlten Ei-Zucker-Mischung bestreichen und zugedeckt mindestens eine Stunde gehen lassen, das Volumen sollte sich fast verdoppeln. Das Backrohr auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Teiglinge noch einmal mit der Ei-Zucker-Mischung bestreichen und 15 bis 20 Minuten backen.
Die Granita in Gläsern anrichten, die Brioches mit Zucker bestreuen.
Quelle: La Cucina Siciliana (Brioches), Der Mann, der alles isst (Granita).
Ein wunderbarer Genuss, die flaumigen, warmen und süßen Brioches, die säuerliche, aromatische Granita. Das könnte ein Sommer-Lieblings-Frühstück werden. Ich plane schon die nächste Granita ...
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Wenn ich denn ein Winterquartier für Zitrusfrüchte hätte, wäre ich ganz neidisch... Viel Glück damit!
AntwortenLöschenWir werden diese Pflanze mit all unserer Sorgfalt hegen und pflegen. Vier Zitronen sind schon dahin, und ich überlege gerade, was ich mit den restlichen zwei anstelle :-)
LöschenDas sizilianische Frühstück hört sich köstlich an. Ich liebe Brioche, mit Zitronengranita hab' ich sie aber noch nie probiert, muss sehr lecker sein.
AntwortenLöschenEs war mehr als lecker ;-)
LöschenBei Dir häufen sich die Dinge meiner Begehrlichkeiten. Meyer-Zitronen!!!
AntwortenLöschenBleibt mir nichts anderes übrig als es mit normalen Zitronen zu versuchen.
:)
Muss mit normalen Zitronen auch gehen - vielleicht braucht man ein bissi mehr Zucker!
LöschenKaffeegranita zum Brioche ist mir zwar lieber, aber ich mal eine Ausnahme und nehm dein Granita dazu.
AntwortenLöschenIch hab ja das Glück, dass ich die Zitronenbäume nicht überwintern muss. Leider gibt es hier dafür keine Meyers, bzw. hab ich noch keine gefunden.
Das freut mich, dass du Zitronengranita auch nimmst - wann kommst du denn vorbei, ein bisschen was habe ich noch eingefroren für dich! ;-)
Löschengratuliere zur erfolgreichen jagd!
AntwortenLöschendas heißt, die für dich aufgehobenen meyer-samen kann ich der nächsten person in der liste schenken? ;-)
bitte: hast du einen tipp (oder mehrere) für angehende zitrusgärtner/innen? ein wirklich gutes buch oder links? web- und sängermeisters mama will zitronen vom samen weg ziehen (mutig) und braucht ein bissl theoretisches unterfutter. da sie aber einen grünen daumen hat, traue ich ihr alles zu.
das hast du dir gemerkt, dass ich ganz heiß auf diese kerne wäre? das ist aber ganz nett von dir!
AntwortenLöschenzitrustipps: kalkfreies wasser, viel sonne (draußen natürlich) im sommer, immer auf schildlausbefall kontrollieren. im winter: bei ungefähr 10 grad, so hell wie möglich, gut belüftet (wegen der schädlinge). nicht zu viel gießen. der mitkoch sprüht die pflanzerl auch einmal die woche mit irgendeinem algenmittel ein, das mögen die ungeziefer angeblich nicht so gerne.
Caffè Sicilia in Noto ist notiert, wir sind bald in der Gegend (... und haben uns kürzlich gegen Euer Hotel und für das Roma in Siracusa entschieden). Werde wie immer berichten.
AntwortenLöschenAch wie ich dich beneide - andererseits wissen wir eh noch nicht, wohin wir im Herbst auf Urlaub fahren ;-), da schwanken wir noch zwischen Frankreich, Marokko und Italien, mal sehn ... Das Giuggiulena hat uns übrigens sehr gut gefallen, vor allem das Frühstück war richtig toll! Aber mitten in Ortigia zu wohnen hat natürlich auch was.
LöschenMeyer Lemons!!! Ich bin so was von neidisch, echt. Und frage mich, wieso die hiesigen Gourmet Köche nicht etwas mehr Druck auf die Gemüsehändler ausüben. Was in Kalifornien gedeiht, müsste doch in Spanien oder Sizilien ebenfalls spriessen (und dann uns Hobbyköche mit-erfreuen, oder nicht?).
AntwortenLöschenLG aus der Schweiz,
Andy
ich hab ja meinen Gemüsehändler schon aufgehetzt. Wirst sehen, in ein paar Jahren ist die Zitrusvielfalt auch bei uns viel größer!
AntwortenLöscheni sieht einfach, ich sollte versuchen, dies zu tun, mich
AntwortenLöschenDas sieht absolut köstlich für ein Frühstück. Herzlichen Glückwunsch!
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