Sonntag, 24. April 2016

GRAU IST ALLE THEORIE ...

Und Grau ist leider auch meine Bohnencreme geworden. Dabei wollte ich sie schneeweiß, darauf rosa Stückchen vom Oktopus und rundherum ein großzügiger Faden Olivenöl. So esse ich sie oft beim Franz Ferdinand, und genauso wollte ich sie auch machen.

Geschmacklich habe ich alles sehr gut hinbekommen. Versagt habe ich nur bei der Auswahl der Bohnen. Ich nahm nämlich keine Cannellini-Bohnen sondern völlig gedankenlos meine kleinen Augenbohnen aus der Antica Bodega di Prospero in Lucca. Das ist ein entzückendes, kleines Geschäft in der Altstadt von Lucca, das ich im letzten Frühling fast leer gekauft habe: Corbezzolo-Honig, Linsen, Bohnen, Gewürze, Olivenöl, Essig und Reis. Erst beim Pürieren der Creme fiel mir auf: Mist, das kann ja mit diesen Bohnen nie im Leben schneeweiß werden. Aber egal - es waren keine Gäste geladen, und der Mitkoch und ich ließen uns alles trotzdem sehr schmecken. 



Bohnencreme mit Oktopus

Oktopus:
1/2 - 3/4 kg Oktopus
1 Karotte, grob zerteilt
1/2 Stange Porree, grob zerteilt
1 Zwiebel, halbiert
2 Lorbeerblätter
einige Pfefferkörner
1 Bio-Zitrone
2 Knoblauchzehen, zerdrückt
Salz

Die Zitrone auspressen, Schale nicht wegwerfen. In einem Topf Wasser mit Karotte, Porree, Zwiebel, Lorbeer, Zitronensaft und -schale sowie Knoblauch, Pfefferkörnern und Salz aufkochen. Den Oktopus ins kochende Wasser geben und weichkochen. Das dauert - je nach Größe - ein bis zwei Stunden. Dann aus dem Wasser fischen und auskühlen lassen. In kleine Stücke schneiden.

Bohnencreme:
200 g Cannellini-Bohnen, über Nacht in kaltem Wasser eingeweicht, abgetropft
1 kleines Stück Porree, grob gewürfelt
1 kleine Karotte, im Ganzen
ein daumengroßes Stück Ingwer, grob gewürfelt
ca. 150 ml Schlagobers
1/2 Knoblauchzehe
Salz
allerbestes Olivenöl (K: Cima di Mola von Intini, Apulien)

Die Bohnen zusammen mit Porree, Karotte und Ingwer in reichlich Wasser weich kochen. Einen Schöpfer vom Kochwasser aufheben, dann die Bohnen abgießen. Die Karotte rausfischen und wegwerfen. Schlagobers zu den Bohnen gießen, Knoblauch und Salz zufügen und alles mit etwas Kochwasser pürieren, sodass die Masse cremig, aber nicht suppig wird. Dann durch ein Sieb streichen. Abschmecken.
Einen großen Klecks davon auf einen Teller geben. Die Oktopusstückchen darauf verteilen, rundherum Olivenöl gießen und mit etwas grünem Sprossenzeugs (Grün gegen Grau!) dekorieren. Schmeckt ausgezeichnet: der zarte, leicht süßliche Oktopus zur Bohnencreme, bei der man den Knoblauch und den Ingwer nur ahnt - dazu kräftiges, leicht bitter-scharfes Olivenöl. 



Übrigens:
Franz Ferdinand muss man zwar nicht extra loben, das Lokal in Steyrdorf bürgt seit langem für feine, oft friulanisch angehauchte Küche. Ich tu's aber hiermit trotzdem: Gefüllte Ravioli bekommt man in weitem Umkreis nirgends besser, die Speisekarte wechselt oft, und immer ist etwas für uns dabei.
Außerdem gibts auf der Karte auch feine friulanische Weine, in Oberösterreich sonst eine Seltenheit. Hingehen, ausprobieren!

7 Kommentare:

  1. Eine ganz wunderbare Kombination, einzig aus dem Faden scheint ein Strick geworden zu sein ;-)
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    AntwortenLöschen
  2. ja, es lässt sich nicht leugnen: ich mag Olivenöl sehr gerne ;-))

    AntwortenLöschen
  3. Der gewisse Privathaushalt (danke für die Blumen!) war auch sehr angetan von den Ravioli im Franz Ferdinand, als ihr uns kürzlich dorthin entführt habt. Zur Farbe: find ich nicht tragisch, Käferbohnenpüree sieht schlimmer aus. Ich mach Bohnenpüree sehr gerne aus weissen Riesenbohnen, mitgekochtem Knoblauch, viel Oliven- und Bohnenkrautöl, Zitrone und Butter.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich hoffe, ihr lasst euch noch öfter mal dorthin entführen, wir jedenfalls werden wahrscheinlich auch diese Woche wieder vorbeischauen :-) ...

      Löschen
  4. Ich habe gerade kürzlich beim Italiener auch verschiedene Sorten von Bohnen eingekauft. Sie sehen so hübsch aus! Ich brachte es nicht übers Herz, sie zu pürieren :) Sind das wirklich Cannellini-Bohnen? Ich habe noch grössere, ohne das Schwarze, gekauft und die nannte der Verkäufer auch Cannellini.

    Dein Foto mit Oktopus gefällt mir sehr.

    Liebe Grüsse
    Nicole

    AntwortenLöschen
  5. Hallo Nicole,

    nein, auf dem Foto, das sind Augenbohnen: Ich hab ja im Text geschrieben, dass ich blöderweise Augenbohnen statt Cannellini-Bohnen verwendet habe, weswegen das Ganze auch Grau statt Weiß geworden ist.
    In der Zutatenliste habe ich natürlich Cannellini-Bohnen angeführt - ich will ja nicht, dass jemand, der das nachkocht, auch Grau statt Weiß bekommt! :-))

    AntwortenLöschen
  6. Hellö :-) wie endlos peinlich. Schande über mich...

    AntwortenLöschen