Freitag, 29. März 2013

BITTERE ROSE

Im Friaul habe ich haben wir vom Vater eines Winzers einen ganzen Sack frisch gepflückten jungen Radicchios geschenkt bekommen. Den haben wir wirklich durchgebracht (nachts draußen auf dem Fensterbrett), bis wir wieder daheim waren.

Die kleinen Pflänzchen sind meist dunkelrot gemustert und haben eine ganz leichte, feine Bitterkeit. Ich habe vergessen, nach der Sorte zu fragen. Nach Recherche in meinen Friaul-Büchern könnte es eventuell die Sorte La Rosa di Gorizia sein. Im Buch heißt es: "La Rosa hat einen intensiven, ganz leicht bitteren, knackigen Geschmack. Die Farbe ist ein kräftiges, leuchtendes Rot mit Streifen und Farbtönen, die ins Rosa oder Granatrot reichen".

Da merkt man doch schon an der Beschreibung, wie sehr die Menschen dort dieses Gemüse schätzen. In meinem Buch sind über 20 Rezepte für Radicchio verzeichnet, trotzdem hielt ich mich an das ganz Einfache, das mir der Winzervater ans Herz gelegt hat, in einem Kauderwelsch aus Italienisch, Englisch und Deutsch. Ich hoffe, ich habe alles richtig verstanden:
Den Salat mit knusprigen Brotwürfelchen, Essig und Öl, hartgekochtem Ei und Speckstreifchen anrichten und - ganz wichtig - mit dem ausgelassenen, heißen Fett des Specks übergießen. Das heiße Fett "gart" den Salat und gibt ihm dadurch die richtige Konsistenz. Das ist ganz nach meinem Geschmack und außerdem ein simples, halbvegetarisches Rezept.

Mir ist schon klar, dass die wenigsten an solche Radicchiopflänzchen kommen. Aber ich glaube, auch mit dem bei uns erhältlichem Salat könnte diese Zubereitungsart recht fein werden.

Noch dazu ist dieser Salat eine praktische Ostereier-Verwertung und er erinnert mich sehr an den französischen Löwenzahnsalat, wie man ihn beispielsweise bei Micha oder Sabine findet (Löwenzahn müsste ich derzeit allerdings unter dem Schnee suchen).

Radicchiosalat friulanisch

300 g junger Radicchio Rosa di Gorizia
2 (bis 4) hartgekochte (Oster-)eier, gesechstelt
ca. 50 g fetter Bauchspeck, in Streiferl geschnitten
2 (bis 4) Scheiben Weißbrot
Butter
Balsamessig (Midolini)
Olivenöl, extra vergine
Salz

Den Radicchio sehr gründlich waschen. Das Weißbrot in Würferl schneiden. Die Würferl in einer Pfanne mit etwas Butter knusprig braten, leicht salzen. Den Speck in einer kleinen Pfanne knusprig auslassen.

Den Salat in eine große Schüssel geben. Salzen, mit Balsamessig und Olivenöl gut durchmischen. In je einer kleinen Schüssel Weißbrotwürferl,  Eier und Speckstreiferl anrichten, so dass sich jeder seine Lieblingsmischung zusammenstellen kann (die Schabe nimmt eher mehr Speckstreiferl, der Mitkoch mehr von den hartgekochten Eiern, für uns beide ganz viele Brotwürferl). Zum Schluss die angerichtete Portion mit dem heißen Speckfett übergießen.




25 Kommentare:

  1. das tönt aber sehr, sehr fein! Ein schönes Geschenk ... und toll geteilt :-)
    Schöne Ostern,
    Andy

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    1. toll geteilt, finde ich auch ;-)
      Dir und der besten Ehefrau auch schöne Ostern (oder Weihnachten? Wettermäßig bin ich mir da jetzt nicht so ganz sicher ...)

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  2. Halbvegetarisch ;-) Ohne hartgekochte Eier würd' ich den auch nehmen! Schöne Ostern dir!

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    1. Ich glaube das halbvegetarisch hat vor kurzem das Wildhendl erfunden ;-)
      Euch auch schöne Ostern da droben im hohen Norden!

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    2. Auch eher Weihnachten ;-) und das halbvegetarisch kam von mir im Kommentar zu den Ravioli...

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    3. stimmt natürlich entschuldige :-)

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  3. Ein Pracht-Salat - fein von Dir angerichtet... für Festtage, wenn man tatsächlich mal schwelgen will ohne an Fett und Cholesterin zu denken, dann nimmt man dazu richtig fetten Speck oder Lardo und giesst den heiss über den Salat (das hat Monsieur gestern bei unserem Schnittlauchsalat mit seiner Portion auch gemacht ;-)

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    1. danke! ich werd das jetzt öfter machen, das halbvegetarische mit Speck - vielleicht werde ich ja auch ein Speckvegetarier wie Eline :-)

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  4. Euer Ausflug nach Italien war ja ein voller Erfolg! Diesen Radicchio habe ich noch nie gesehen. Der schaut schon so wunderbar aus!
    Bei uns müsste es den gebleichten Löwenzahn eigentlich auch bald geben. Ich hab geschaut, wann ich den verbloggt habe, das war am 11. April, also werde ich morgen am Naschmarkt genau schauen, ob sich da einer findet. Ein Rezept dafür habe ich mir mit Erdäpfelwürferln und Speckwürferln gespeichert - also auch quasi vegetarisch. ;)

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    1. mmhhh, mit Erdäpfelwürferln und Speck - würde ich sofort auch essen!

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  5. sieht sehr sehr gut aus! Da wir demnächst gen Süden fahren, werde ich unterwegs Ausschau nach einem wenigstens ähnlichen Salat halten...
    lg

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    1. mach mir doch lange Zähne, bitte: wohin geht's denn?

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    2. gern ;-) schau rein bei mir, später dann noch nach Lecce ganz unten in bella Puglia, ist zwar weit, aber der Weg ist das Ziel... und dort muss jetzt Frühling sein!

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    3. hab grad reingeschaut - es hat funtioniert, das mit den langen Zähnen ;-)

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  6. In einem Anflug von Faulheit habe ich im Herbst das Beet mit Cicorino rosso im Garten nicht abgeräumt, die letzten Exemplare nur noch knapp über dem Boden abgeschitten... jetzt, im frühen Frühling resp. späten Winter (!), treibt an der Schnittstelle neuer Salat: Sieht aus wie die Pflänzchen auf Deinem Teller. Ich lass sie jetzt noch einige Tage wachsen, dann hole ich sie auf den Teller.
    Bea Wyler

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    1. das ist ja interessant, das könnte schon sein, drum waren sie auch so klein! Das muss ich dieses Jahr auch probieren, danke für den guten Tipp!

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    2. Ich reisse Salatköpfe im Garten prinzipiell nie aus, sondern schneide sie so ab wie Bea. Aus der Schnittstelle wachsen dann jeweils bis zu drei neuen Salatköpfchen. Klar werden nie mehr so gross wie ein normaler Kopfsalat, aber als Schnittsalat taugen die alleweil. Funktioniert mit allen Salatköpfen einwandfrei. Einmal setzen, zweimal ernten. So machen das die faulen Gärtnerinnen ;-)

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    3. Wildhendl, ich bin erschüttert: ich bin der Prototyp der faulen Gärtnerin und hab das bis jetzt nicht gewusst! Das wird jetzt anders mit der Salatbehandlung, ab jetzt!

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  7. Hübsches Grünzeug - ab ins Friaul, sagt meine innere Stimme...

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    1. und auf die innere Stimme sollte man unbedingt hören ... vor allem, wenn man bei uns aus dem Fenster schaut!

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  8. Geh bitte, jetzt musst damit wieder aufhören. Zuerst Friaul, dann Vonogle und Mönchsbart und jetzt der herrliche Baby-Radiccio.

    Bin vor Neid eh schon ganz blass, mehr geht jetzt nimmer...

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    1. 1. Vongole nit Vonogle ;) und 2. warn die ja schon vor dem Mönchsbart und beim Frühling

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    2. na gut, ich hör eh schon auf ;-) allerdings ist Gemüse sehr gesund für dich und euren zukünftigen Mitarbeiter ;-)

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  9. Ein toller Salat liebe Uschi. Ich mach mir heute so einen mit "normalem" Grünzeug und träume a bissl vom Friaul...
    Liebe Ostergrüße

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  10. wunderbar, eine tolle Zusammenstellung der Zutaten.
    Liebe Grüße und schöne Ostertage
    Gaby

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