Mittwoch, 6. März 2013

MALLORQUINISCHE SCHNECKEN

Schon vor einigen Jahren, bei unserer ersten Ankunft am Flughafen von Mallorca fielen sie uns auf. Die vielen Menschen, die mit großen verschnürten, flachen Pappschachteln herumliefen. Schachteln so groß wie Pizzakartons, meist achteckig und bunt bedruckt.

Wir hatten schon gelesen, dass die Ensaïmada ein beliebtes Mitbringsel sei. Nun konnten wir uns vor Ort davon überzeugen, dass das keine Übertreibung war. Die Regierung von Mallorca hat einmal bekanntgegeben, dass durchschnittlich 40 Ensaïmadas pro startendem Flugzeug die Insel verlassen. Ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht, aber auch in der Hauptstadt Palma ist die süße Germschnecke allgegenwärtig. Von der kleinen, handtellergroßen Ausgabe bis zu riesigen Dingern mit geschätzen vierzig Zentimeter Durchmesser für eine ganze Großfamilie. Traditionell taucht man sie in den Frühstückskaffee.

Die beste habe ich im Forn del St. Cristo, einer bekannten Bäckerei in der Hauptstadt, gegessen. Ensaïmadas gibt es gefüllt - vorzugsweise mit Cabell d'Angel, einer Kürbismarmelade - und ungefüllt. Mein erster Ensaïmada-Versuch war ungefüllt, vor allem auch, weil ich diese spezielle Marmelade (noch!) nicht habe.
Der Geschmack erinnert an unsere österreichischen Buchteln, allerdings ist der Teig noch viel flaumiger. 

Ensaïmada
Für 2 große Stücke, mit einem Durchmesser von ungefähr 30 Zentimeter

500 g Weizenmehl, (K: Typ 00)
10 g Germ
75 g feiner Zucker
2 Eier
2 EL Olivenöl
1/2 TL Salz
Schweineschmalz, zimmerwarm, zum Bestreichen

Aus 100 g Mehl, 100 g Wasser und dem Germ einen Vorteig rühren. Mindestens vier Stunden rasten lassen. Dann das restliche Mehl, den Zucker, die Eier, 50 ml Wasser und zwei Esslöffel Olivenöl und das Salz zufügen und zu einem geschmeidigen Teig kneten. Diesen Teig halbieren.

Jetzt muss man viel Platz haben: Der ausgerollte Teig braucht fast einen Meter. Die Arbeitsfläche gut einölen. Den Teig zu einer langen Flade ausrollen, ungefähr 80 bis 100 Zentimeter lang und etwa 20 Zentimeter breit. Diese Flade großzügig mit Schweineschmalz bestreichen. Das ist wichtig, weil man jetzt mit den Händen unter die Flade greift und sie vorsichtig immer dünner auszieht, genau wie bei einem Strudelteig. Vor allem muss es Schweineschmalz und nicht etwa Öl oder Butter sein, das "saïm" in Ensaïmada heißt nämlich Schweineschmalz. Wenn der Teig so dünn ist, dass man fast überall durchsieht, wird er von der Längsseite vorsichtig zu einer Wurst aufgerollt.

Diese Wurst legt man auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech locker zu einer Spirale. Man deckt sie mit einem Tuch ab und lässt sie rasten. Mindestens vier Stunden, besser noch über Nacht, sagt mein Rezept. Ich habe drei Stunden gewartet, das hat auch gereicht, die Ensaïmada ging beim Backen sehr schön auf, war wunderbar flaumig und zart. Die Backzeit beträgt im vorgeheizten Backrohr bei 180 Grad etwa 15 Minuten. Nach dem Auskühlen wird sie mit Staubzucker bestreut.


 


27 Kommentare:

  1. Ich glaube das mit den 40 Schachteln stimmt. Ich bin letztes Jahr ein paar Mal über Mallorca geflogen und ganz viele hatten die Schachteln dabei. Falls du noch ein Rezept für Cabell d'Angel, brauchst - ich hab mal gemacht - hier: http://www.kochtopf.me/stories/shf-23-ensaimadas-rsticas-filled-with-cabello-de-angel/

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. danke für das Rezept der Marmelade. Meine Eltern fliegen in Kürze nach Mallorca, da bitte ich sie mal, dass sie mir ein Glas mitnehmen. Das verkoste ich, und dann mache ich zur Querverkostung deine Marmelade :-)

      Löschen
  2. Dieses Gebäck kannte ich bisher noch gar nicht! Sieht aber auf jeden Fall total lecker aus! Ich bin eh ein Fan von Hefeteiggebäck in jeder Form :) Vielen Dank für das schöne Rezept! Liebe Grüße, Ann-Katrin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. wir lieben auch alles mit Germ, von den Buchteln bis zur Pizza ;-)

      Löschen
  3. Diese Dinger sind der Hammer! Keine Ahnung, wie sie schmecken, wenn man sie importiert, ich war noch nie auf Mallorca. Aber ab und zu mache ich uns welche zum Frühstück.....im Grunde gibt es kaum etwas besseres. Ich habe ein Rezept, das noch ein Löffelchen Sauerteig für den Teig vorsieht- auch nicht zu verachten.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Sauerteig, das ist interessant - das könnte noch einen feineren Geschmack ergeben, danke!

      Löschen
  4. Oje, die Liste wird immer länger ;-) Sehen aber auch zu fluffig aus und rutschen hiermit nach oben (die Zubereitung scheint nproblematisch, wenn man sich mit den Sfoglitelle bereits erfolgreich beschäftigt hat :-)).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. das stimmt, Sfogliatelle-Geübte haben's da leichter - und man muss die Wurst ja nur längs statt quer rollen, das ist der einzige Unterschied :-)

      Löschen
  5. Oh, und vielleicht ein heißes Getränk (Schokolade?) dazu - das würde in meine Mittagszeit HERVORRAGEND reinpassen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja gerne - am besten eine spanische Schokolade, eine ganz dickflüssige, in der der Löffel fast stecken bleibt!

      Löschen
  6. Eine Schönheit! Bei der Überschrift hatte ich schon befürchtet, es gehe um richtige Schnecken - caracoles...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. die mag ich aber auch gerne, die caracoles :-), du nicht?

      Löschen
    2. ich glaube dein blog geht ein Jahr vor!
      Caracoles - oh nein...aber deine Süßschnecke hab ich mir heute nochmal angeschaut.

      Löschen
  7. Ein schönes Schneckerl!!! - Habe ein Rezept von spanischen Freunden, da kommt Schweineschmalz auch in den Teig rein!
    LG

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Schneckerl ist gut - das war eine ausgewachsene Schnecke :-), die war fast so groß wie mein Pizzateller, und der hat mehr als 30 Zentimeter Durchmesser!

      Löschen
  8. Auf Mallorca eine meiner Lieblingsspeisen.
    Toll.
    LG
    Oona

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ess ich auf Mallorca fast so gerne wie die Pimientos :-)!

      Löschen
  9. schaut mal wieder fantastisch aus! ich wusste gar nicht, dass die auch ausgezogen und aufgerollt werden. muss ich natuerlich als hefeteig-suechtige irgendwann machen. mein nachkochboard arbeite ich tatsaechlich peu a peu ab. ;) und danke fuer die zusaetzlichen sonnenstrahlen - fast schon suedlaendisches flair hier. lg missboulette (nicht wundern, klappt nur unter anonym)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. und wir als Sfogliatelle-Profis haben mit der Aufrollerei ja gar kein Problem, nicht wahr :-)?

      Löschen
  10. Das mit dem einrollen wusste ich nicht! Und das Ergebnis sieht ja fantastisch aus! Wow!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. schau, hier hab ich ein Video gefunden, das die Aufrollerei schön zeigt:
      http://www.youtube.com/watch?v=cNOVHOS5JRU

      Löschen
  11. Ensaimadas habe ich auch schon mal gemacht, sie schmeckten wirklich gut. Meine waren allerdings weit kleiner - ist auch beim Einrollen nicht so kompliziert ;-) Schöne Bilder!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. die, die ich gemacht habe waren wirklich sehr groß, wir haben drei Tage lang dran gegessen :-)

      Löschen
  12. das ist ja ein Ding, erst gestern habe ich ein Rezept über die Mallorquinische Schnecken gelesen, die Aufrolltechnik war mir auch neu.
    Sieht toll aus Deine Schnecke!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke!
      Ein Video zur Aufrolltechnik siehst du bei der Antwort zu pimpimella!

      Löschen
  13. Haha, ich dachte auch gleich an tierische Schnecken, allerdings bei 40 cm Durchmesser bin ich erstarrt! Die aus Teig sind mir lieber, und so brauch ich mich also auch nicht vor Monstern auf Mallorca fürchten.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. vor 40 Zentimeter großen tierischen Schnecken tät ich mich auch ein bisschen gruseln, andererseits, falls sie so gut schmecken wie kleine Schnecken ... ;-)

      Löschen