Freitag, 5. September 2014

VOM GLÜCK DER FRUCHTFLIEGE, IN EINEM KOTELETTFÖRMIGEN LAND ZU LEBEN ODER: AUSTRIA IST NICHT AUSTRALIA

Das Schimpfen über das Wetter in diesem Sommer muss jetzt mal aufhören. Es stimmt schon, Leute mit Schwimmbad hatten wenig Grund zur Freude. Trotzdem hat mich das Wetter nicht so sehr gestört. Ich habe jetzt schon meine Pilzvorräte ins Trockene gebracht. Die Tomaten tragen wie wild (sie haben gottseidank ein Dach über dem Kopf, sonst wären sie hin). Zum ersten Mal seit Jahren gibt's wieder Feigen (Feigenmarmelade!) im Garten, die Erdbeerweintrauben sind schon fast alle reif, die Jalapenos werden am Wochenende eingelegt und sogar meine roter Haselnussbaum trägt haufenweise Früchte. Eigentlich kein Grund zum Meckern.

Aber ... und jetzt komm ich zum Titel der Geschichte: Ich habe derzeit einen Feind im Garten, und schlimmer noch, auch in meiner Küche: Die Fruchtfliegen lieben das feuchtwarme Spätsommerwetter. Und sie können von Glück sagen, dass sie bei mir und nicht in Australien wohnen.
Denn in Australien, vor allem in Westaustralien hätten sie sehr viel weniger Spaß am Leben. Dort wird versucht, sie  mit allen Mitteln daran zu hindern, einzuwandern. Urlauber  müssen vor der Einreise jegliches Obst und Gemüse zurücklassen, auf dass sich das Tierchen dort nicht ausufernd vermehre.
Und an den Grenzen gibt es Fruchtfliegen-Kontrollstationen. Bei uns hingegen feiern sie seit Juli (Klaräpfel!) zusammen mit ihren Großfamilien fröhliche Urständ. Seitdem finden sie Nahrung in Hülle und Fülle und der heurige Sommer kommt ihnen wettermäßig  ... sagen wir mal, sehr entgegen. Man kann nicht mal ein Weinglas ein paar Minuten unbeobachtet stehen lassen - zack, schon plantschen ein paar von diesen Zweiflüglern drin.

Also verarbeite ich meine Ernte so schnell wie möglich und hoffe, dass sich alles mit sinkenden Außentemperaturen und weniger Nahrungsangebot schon wieder regeln wird.

Um die Tomatenmengen zu reduzieren koche ich sie gläserweise ein und am Abend gibts einen einfachen Tomaten-Paprika-Salat, eine Focaccia mit getrockneten Tomaten, dazu ein Glas Wein. Und zwar draußen auf der Terrasse in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen seit Tagen ...

Focaccia mit getrockneten Tomaten
Für 1 Backblech

350 g Weizenmehl, Typ 700
50 g Hartweizengrieß
10 g Germ
7 g Salz
30 g Olivenöl
240 g lauwarmes Wasser
frischer Thymian (oder Rosmarin), grob gehackt
50 g getrocknete Tomaten, grob gehackt
Olivenöl zum Bepinseln

Weizenmehl und Hartweizengrieß mischen. Germ im warmen Wasser auflösen. Aus der Mehlmischung, Olivenöl und dem Wasser in der Küchenmaschine einen geschmeidigen Teig kneten, nach einigen Minuten das Salz einrieseln lassen und noch ein paar Minuten durcharbeiten. Teig aus der Schüssel nehmen und auf die Arbeitsfläche legen. Noch etwas kneten und dabei die getrockneten  Tomaten und den Thymian einarbeiten. Den Teig zugedeckt bei Zimmertemperatur etwa eine Stunde gehen lassen.

Auf Backblechgröße ausrollen. Auf dem Backblech noch mal zugedeckt etwa eine halbe Stunde gehen lassen. Das Backrohr auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Den Teig mit Olivenöl bepinseln. Mit den Fingerspitzen Vertiefungen in den Teig drücken. In etwa 30 Minuten knusprig backen und noch lauwarm servieren. Dazu einen Tomaten-Paprika-Salat (Paprika vorher im Ofen geröstet und enthäutet) mit ein paar Stückchen zerzupftem Büffelmozzarella und ein Glas Wein - mehr brauch ich gar nicht ...

Tipp gegen Fruchtfliegen:
Ein kleines Schüsserl mit folgender Mischung in die Nähe von Obstkörben oder anderen gefährdeten Plätzen stellen:
• Fruchtsaft (Orange, Apfel oder sonstwas, die sind da nicht wählerisch)
• Essig (nicht den teuren) und
• etwas flüssiges Spülmittel.
Da stürzen sie sich rein und können nicht mehr raus, da die Flüssigkeit wegen des Spülmittels keine Oberflächenspannung mehr hat.




20 Kommentare:

  1. zu ihrem massenhaften auftreten kommt heuer noch eine besondere dreistigkeit dazu! grauenhaft! der kater fühlt sich natürlich nicht für diese winzlinge zuständig, der wird erst ab nachtfaltergrösse aktiv,dann aber gerne auch in nachtschicht.

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    1. oh ja, das kenn ich. da der kater nächtens nicht raus darf, verlegt er sich um diese tageszeit auch gern auf nachtfalterjagd :-)

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  2. Diese Schälchen mit der Essig-Mischung stehen hier überall herum. Schaut toll aus, wie da die Leichen drin schwimmen ... :/

    Trocknest du die Paradeiser selber? Ich bin mit meiner Trocknungsvariante nicht glücklich: entweder steinhart getrocknet oder sie verschimmeln recht schnell. Mich würde interessieren, wie man das anders hinkriegt.

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    1. nein, die paradeiser trockne ich nicht selbst. unser klima ist ja leider nicht geeignet für sonnentrocknung, und das andere dauert mir zu lange. ich hab sicherheitshalber im frühling in lucca (in einem ganz zauberhaften alten geschäft) ausgezeichnete getrocknete, aber nicht steinharte tomaten gekauft.

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  3. Aha, wenigstens die Fruchtfliegen blieben mir erspart! Juhu! Deine Gartenausbeute ist berauschen, der Titel wert ein Buch zu schreiben, und die Foccaccia...mmhm.

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    1. danke :-))
      ich bin vom typ her eher der sammler - es begeistert mich, wenn man mit wenig aufwand eine tolle ernte einfahren kann. jetzt gerade experimentiere ich mit meinen erdbeertrauben, die koche ich auf ein konzentrat ein, mal sehn, was das wird.

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  4. Allein der Titel macht alles lesenswert, wir haben beide geschmunzelt!

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    1. ja, ihr kennt das sicher auch: manchmal fällt einem gar kein titel ein, und dann wieder ist er - zack - einfach da :-)

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  5. Liebe Küchenschabe,
    Mich ärgern die Viecher momentan auch sehr, danke für Deinen Tipp. Werde mir jetzt so eine Mischung in die Küche stellen.
    Leckere Sachen hast Du produziert :-)
    Dein Foaccia Rezept gefällt mir sehr.
    Herzliche Grüsse,
    Sabine

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    1. ja sabine, bei uns werden die tierchen auch nur sehr zögerlich weniger. allerdings steht auch dauernd essbares herum, das eingekocht oder getrocknet werden muss. wenn ich damit fertig bin, wird's sicher besser!

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  6. Ich importiere ein paar Fruchtfliegen beim Einkauf, lästig, aber besser als Vogelspinnen ;-)
    Sonst bleiben wir unbehelligt, dank Dachgeschosshöhe und Insektenschutztüren. Positiv dieses Jahr: weniger Wespen als sonst zur Erntezeit.

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    1. haha, ja genau, die spinne in der yuccapalme ;-))
      wenn wir mal in linz wohnen, werden diese probleme auch sicher weniger ...

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  7. Wettermäßig bin ich voll auf deiner Seite - ich kann auch nicht verstehen, dass alle so jammern, war doch gar nicht soooo schlimm ;-) Fruchtfliegenalarm haben wir komischerweise & gottseidank hier so gut wie gar nicht ... Gefällt mir, deine Focaccia!

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    1. Ich bin mit dem Wetter wirklich recht zufrieden - vor allem als Schwammerlfreak!
      Wahrscheinlich ist den Fruchtfliegen das Mühlviertler Klima zu rauh ;-))

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  8. Meine Fruchtfliegen lachen mich aus mit meinen Schalerln, da waren 3 drinnen und der Rest fliegt mir fröhlich weiter um die Ohren und in mein Weinglas. Prost Mahlzeit!

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    1. meine sind da viel kooperativer ;-), obwohl ich Susi recht geben muss: die Schälchen mit den haufenweise Fliegenleichen drin sehen nicht besonders dekorativ aus. Ich wechsle sie halt täglich und hoffe, dass es bald vorbei ist ...
      Aber wenn deine Fliegen den Wein bevorzugen, dann opfere ihnen eben ein Glas (Koch)wein mit ein bisschen Spülmittel drin - dann erwischt du sie wahrscheinlich!

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  9. Die Fruchtfliegenfalle kommt bei mir auch jedes Jahr zum Einsatz ;-) wobei bei uns die Plage meistens viel später kommt, Oktober, November, ich hab mich schon oft gewundert, warum gerade dann, es es so kühl ist...

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    1. ich hab sie jetzt fast wieder im Griff. Alles Obst lagert draußen auf der Terrasse (kühl genug isses ja), die Schälchen werden fast nicht mehr gebraucht :-))

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  10. Ich hätte einen hilfreichen Tipp gegen Fruchtfliegen. Gegen die Plage in der Küche kann getrocknetes Olivenkraut helfen. Dieses hängt man einfach in der Nähe des Fruchfliegenschwarms auf und wartet ein paar Tage ab. Die kleinen Plagegeister können den geruch des Krauts nicht ausstehen und suchen das Weite.

    Liebe Grüße

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