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Mittwoch, 31. Juli 2013

KLEINE GESCHICHTE ÜBER DIE VIELSEITIGE VERWENDBARKEIT VON ERDÄPFELN

Ich halte kurz inne bei den Vorbereitungen fürs Abendessen. Draußen vor dem Küchenfenster, auf dem abgemähten Stoppelfeld wird es laut. Die Jungvögel schreien wie am Spieß, auch die großen Elstern machen einen Höllenlärm, hüpfen herum und schlagen mit den Flügeln.

Seit einigen Tagen geistern durch unseren Garten und das angrenzende Feld mindestens vier kleine Elstern. Noch ziemlich flugunfähig, und meist unter Aufsicht der Großen. Kurze Google-Recherchen haben ergeben, dass das nicht ungewöhnlich ist, also halte ich mich zurück und mische mich (sehr wenig) ein. Unser Kater lässt die Finger Krallen von ihnen, sie haben sie doch schon einen ziemlich kräftigen Schnabel.

Aber jetzt schleicht sich dieser Kater an, und der sieht ziemlich entschlossen drein. "sch ... sch ... sch"-Rufe meinerseits aus dem Fenster lassen ihn ziemlich kalt, also schaue ich kurz nach links und rechts. Das erste, was mir in der Küche ins Auge sticht ist ein roher Erdapfel. Ich ziele kurz auf einen Punkt zwischen Kater und Vogelbabys und knalle den Erdapfel dann raus. Ha! Ein Meisterschuss! Der Kater flüchtet, die Babys sind fürs Erste gerettet.

Zu den Erdäpfeln, die dann knusprig gebraten serviert wurden, gab es Rehlaibchen mit viel Thymian und Duxelles, und grünes Ketchup mit Gurke, Minze und Basilikum, beides angelehnt an Rezepte aus Beef - ein wunderbares Essen!
In Beef werden die Laibchen auf den Grill gelegt. Wir waren zu faul, den Griller anzuheizen, für uns tat es diesmal die Grillplatte auf dem Ofen. Achtung, die Arbeiten für das Ketchup beginnen am Vortag!

Rehlaibchen, grünes Ketchup, Braterdäpfel 

Rehlaibchen
für 4 Personen

1 Semmerl oder 2 Scheiben Weißbrot vom Vortag
warme Milch
500 g Champignons
2 Schalotten, feingehackt
2 EL Tomatenmark (K: Strattú)
ca. 50 g Butter
Salz
1 EL frischer Rosmarin, gehackt
4 EL frischer Thymian, gehackt
Pfeffer
100 g Mandeln, blanchiert, grob gehackt
Muskatnuss, frisch gerieben
1 Ei
750 g Rehfleisch (Schulter, Hals, Keule)
Erdnussöl

Semmel oder Weißbrot in die warme Milch bröckeln und ziehen lassen. Für die Duxelles die Pilze putzen und fein hacken. In ein Geschirrtuch geben und so fest wie möglich auspressen (macht der Mitkoch). Übrig bleibt eine unansehnliche, graubraune Masse. Die feingehackten Schalotten in Butter glasig dünsten. Die ausgepressten Pilze sowie Rosmarin und einen Esslöffel Thymian dazugeben. Falls nötig, noch etwas Butter zufügen. Alles ungefähr 15 Minuten durchrösten, Tomatenmark zufügen und gut unterrühren. Noch etwa zwei Minuten weiter dünsten, mit Salz und Pfeffer abschmecken (das schmeckt so gut, das könnte ich ohne alles einfach so direkt aus der Pfanne verputzen).

Das Fleisch durch die grobe Scheibe des Fleischwolfes drehen. Das eingeweichte Brot gut ausdrücken. Das Faschierte mit Brot, drei Esslöffeln Thymian, Duxelles und Ei mischen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.

Mit angefeuchteten Händen aus dieser Masse zwölf Laibchen formen. Die Laibchen leicht einölen und in den gehackten Mandeln wälzen. In der Grillpfanne auf jeder Seite etwa fünf Minuten braten, bis sie rundherum knusprig-braun sind.


Gurken-Minze-Basilikum-Ketchup
Für 4 Portionen

2 Schalotten, in feine Scheiben geschnitten
2 Knoblauchzehen, in feine Scheiben geschnitten
1 Feldgurke
100 g milde grüne Chilis, grob geschnitten
2 EL Rohrzucker
90 ml Weißweinessig
Schale einer Bio-Zitrone
1 Lorbeerblatt
5 Pimentkörner
3 Gewürznelken
Salz, Pfeffer
1 kleiner Bund Minze
1 Bund Basilikum (also etwa doppelt so viel Basilikum wie Minze)
40 ml Olivenöl


Die Gurke halbieren, entkernen aber nicht schälen und in grobe Stücke schneiden. Zucker in einem Topf karamellisieren. Schalotten, Knoblauch, Chilis und Gurke zugeben und kurz dünsten. Mit Essig ablöschen, Zitronenschale, Lorbeerblatt, Piment und Gewürznelken zugeben. Mit Salz und Pfeffer würzen und bei schwacher Hitze etwa 25 Minuten köcheln lassen. Dann vom Herd nehmen, über Nacht kühl stellen und ziehen lassen.

Lorbeerblatt rausfischen. Minze und Basilikumblätter grob schneiden. Zusammen mit dem Gurken-Schalotten-Mix und dem Olivenöl fein pürieren. Nochmals abschmecken.
Das Ketchup schmeckt super. Wird es ab jetzt öfter zu Gegrilltem geben.

25 Kommentare:

  1. Ich hätt gern alles bis auf's Reh ;-) leider mag ich kein Wild.
    Aber das grüne Ketchup sieht sehr, sehr lecker aus!

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  2. Hübscher Kater! Aber natürlich, die Babyvögelchen müssen gerettet werden. Er bekommt sicher zuhause leckeres Futter...meine Katzen jagen immer von mir unbemerkt. Ich bekomme das Getier dann frei Haus geliefert...
    Ich nehme auch das Reh! (Auch, wenn sie immer bei uns vorbeilaufen, ich esse sie trotzdem gerne)

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    1. Bei uns laufen sie auch vorbei :-), guck mal:
      http://schabenfreude.blogspot.co.at/2013/07/036-gleich-hinter-dem-gartenzaun.html
      ... den hab ich aber nicht verkocht!

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    2. Hab's mir gerade angeschaut! Hilft der Zaun? Meine Schwester klagt über abgenagte Pflanzen. Bei uns kommen sie aber witzigerweise nicht in den Garten, sie rasen nur vorbei in das nächstgelegene Wäldchen.

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  3. Ich hätte zum Kater gehalten und nicht zu den Elstern, die gehen kleine süße Amseln an... obwohl, alles Raubtiere ;-)
    Grünes Ketchup, nicht schlecht, werde ich gleich am Abend probieren,
    lg

    (was du für eine Aussicht aus dem Küchenfenster hast..)

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    1. Achtung, das geht nicht für heute abend, das muss die Nacht im Kühlschrank durchziehen!
      Ja, die Aussicht ist sehr schön momentan, und es sitzen jede Menge Katzen auf dem Stoppelfeld und holen sich ihre Mäuse :-)

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    2. ... und die armen, kleinen Mäuschen werden von Niemandem beschützt?

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    3. wir versuchen es schon. Wir sagen dem Kater immer "Moritz, Mäuse sind Freunde" - mehr können wir nicht tun ;-)

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  4. Das grüne Ketchup sieht toll aus und schmeckt bestimmt super-le... äh -fein ;-)
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

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  5. Oha....wirklich vielseitig, diese Kartoffeln. Den Einsatzzweck merke ich mir mal, womöglich finde ich die Kartoffeln schneller als die Wasserspritze ;-)
    Und dieses Ketchup....Wahnsinn!

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    1. Wasserspritze hätt ich auch erst suchen müssen, ein schneller Einsatz war aber unumgänglich ;-)

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  6. Hach, du meine Inspirationsquelle für Reh :-) Das Ketchup kann ich mir so gar nicht vorstellen, muss ich deshalb wohl nachbasteln.

    Und natürlich danke für die nette Geschichte! Ich vertreibe momentan übrigens ein Riesenkatzennachbartier (nicht "unsere" Katze ;-)), die gierig in unseren Miniteich guckt, in dem seit Kurzem Goldfische schwimmen (waren ein unvorhergesehenes Geschenk). Mal sehen, wie lange die da noch sind....

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    1. oh, danke für die "Inspirationsquelle" :-))
      Wir hatten auch mal einen großen Teich mit Shubunkins und Kois drinnen. Den mussten wir dann einzäunen, weil der liebe Kater sich zum Fischer berufen fühlte ...

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  7. Das werde ich komplett nach machen! Eine Rehkeule wartet noch seit dem Frühling in der Truhe auf ihren Einsatz - das ist er ;-)
    Mit den Elstern bin ich nicht so gut Freund, die haben all unsere Wildenten-Babys (13!!!) auf dem Gewissen ....
    Lieben Gruß,
    Doris

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    1. echt? Da sind mir die Elstern gleich nicht mehr so sympathisch, vielleicht hätt ich die Kleinen doch nicht retten sollen ... grübel ...

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  8. Gut gezielt, Kriegerin. ;-)
    Mindestens zwei Laiberl für mich, bittebitte...
    Und. Was für einen Fleischwolf hast du, ich denke gerade über die Anschaffung nach, da ich gelegentlich große Fleischstücke beziehen könnte... Auch Reh. :-)
    Und das mit dem Ketchup kam für das Grillen heute Abend leider zu spät, nächstes Mal bestimmt!

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    1. wir haben nix Besonderes, nur eine Bosch-Küchenmaschine mit einem Fleischwolf-Aufsatz dazu - der tut aber schon lange brav seine Dienste.Ich kauf gar nix Faschiertes, das bereitet alles der Mitkoch frisch zu :-)

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  9. Zwei Elstern habe ich als direkte Nachbarn auf Dächern - ich finde sie ausgesprochen nett und keck. Schön, dass du den Nachwuchs rettest.
    Das Ketchup find ich nachkochwürdig, ich mag grüne Saucen!

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    1. Ich mag die Elstern gerne, auch wenn sie ziemlich laut schreien können. Aber stell dir vor, seit zwei Jahren gibt es bei uns einige Pirols (Pirole?). Die wiederum singen so schön, man könnte glauben, das sind irgendwelche exotischen Vögel.

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    2. Von denen musst du mir mehr erzählen - demnächst ....

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    3. Vogel des Jahres 2013 - wie immer uptopdate, die Küchenschabe ;-)

      http://www.nvvbirmensdorf.ch/seiten/JahresVogel/2013_Pirol/Vogel_2013_weit.html

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    4. aber nur in der Schweiz, gottseidank :-), unser Kater hat nämlich die Angewohnheit, die Vögel des Jahres zu jagen. Er hat uns schon Eisvogel und Gartenrotschwanz (jeweils im passenden Jahr) gebracht.
      Schöne Seite, die du mir da geschickt hast, da kann man sich auch seinen Gesang anhören. Ich hab den letzte Woche auch mit dem iPhone aufgenommen, weil er mir so gefällt!

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  10. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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