Seiten

Sonntag, 9. November 2014

QUITTE WÄRE BESSER

Besser als Mispel. Aber das wusste ich vor zwanzig Jahren noch nicht. Damals war ich begeistert von seltenen Zierpflanzen und alten Obstsorten. Jedenfalls hatte ich mir eine Mispel (Mespilus germanica) in den Kopf gesetzt. "Alte Kultursorte, fast vergessen", das genügte schon für mich. Und ich habe sie, quasi als Hausbaum, direkt neben den Eingang gepflanzt.

Seitdem ist der Herbst bei uns eine gefährliche Jahreszeit. Täglich (und nächtlich) fallen die reifen Früchte runter und verwandeln den morgendlichen Weg zur Arbeit in eine Rutschpartie. Das Schlimmste an der Sache ist, dass ich die Früchte gar nicht mag. Ich habe jede Menge Rezepte und Zubereitungsarten probiert und jetzt muss ich es mir selbst endlich eingestehen: Ich mag sie nicht. Weder als Gelee oder Marmelade noch im Kuchen. Ich mag nicht mal den Geruch der gekochen Früchte (sieht nicht gut aus für den Baum ...).

Hätte ich doch eine Quitte gepflanzt. Denn die mag ich, nein ich liebe sie. Allein schon der Duft, den die reifen Früchte verströmen. Und das Quittengelee. Oder Quittensirup. Und das Quittenbrot, in Spanien Membrillo genannt. Wunderbar zu Käse, oder als Konfekt in kleine Stückchen geschnitten, vielleicht mit Schokolade überzogen. Dieses Jahr gibts Quittengelee und Membrillo. Membrillo auch deshalb, weil man ihn aus den Resten des Quittengelees herstellt.

Quittengelee

reife Quitten (ich hab etwa 3 Kilo genommen)
Zitronensaft
Zucker (kein Gelierzucker!)

Die Quitten gründlich abrubbeln, um den sympathischen, weichen Flaum von ihrer Oberfläche zu entfernen. Vierteln und das Kerngehäuse gründlich entfernen. Schälen ist unnötig. Die Quitten in einen Topf geben, mit Wasser bedecken und mindestens zwei Stunden kochen. Im Topf abkühlen lassen. Ein Sieb mit einem Mulltuch auslegen und alles hineinleeren. Zugedeckt über Nacht abtropfen lassen, aber nicht nachhelfen, sonst wird das Gelee trüb.

Am nächsten Tag den abgetropften Saft mit Zucker und Zitronensaft versetzen (Pro Liter Saft nehme ich 800 Gramm Zucker und den Saft einer Zitrone). Diese Mischung aufkochen und köcheln, bis sie geliert (Gelierprobe: ein Tropfen Saft auf einen kalten Teller getropft, sollte sofort gelieren). Das kann schon eine halbe Stunde oder länger dauern. In Gläser füllen, verschließen - Gläser für zehn Minuten auf den Kopf stellen, wieder umdrehen, fertig.

Quittenbrot - Membrillo

Die übrig gebliebenen, festen Bestandteile der Geleeproduktion werden mit einem Stabmixer püriert und mit der gleichen Menge Zucker etwa drei Stunden lang auf kleiner Flamme gekocht. Dabei sollte man öfter mal umrühren, die Masse legt sich leicht am Topfboden an. Sie ist fertig, wenn sie eine schöne, dunkelrote Farbe angenommen hat.

Nach dem Abkühlen streicht man sie auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech, etwa einen Zentimeter hoch. Man erwärmt das Backrohr auf 80 Grad und lässt die Quitte darin etwa zwei bis drei Stunden trocknen. Danach lässt sich die Masse wenden. Ich lasse sie noch einen Tag in der Küche stehen - dann ist sie ausreichend getrocknet. Einen Teil schneide ich in Würferl und überziehe ihn mit Schokolade, der andere Teil wird in größere Stücke geschnitten und in Backpapier verpackt. Hält sich im Kühlschrank (wenn nicht zu oft davon genascht wird) einige Wochen und bereichert jeden Käsegang.

Die Quittenrezepte widme ich Julia, weil sie erstens Quitten gerne mag und weil sie mir zweitens sehr geduldig geholfen hat, wieder auf die Beine zu kommen!


21 Kommentare:

  1. Schön, dass du wieder auf den Beinen bist, liebe Uschi! (und Quitten mag ich auch)

    AntwortenLöschen
  2. Aber an deinem kaputten Knie waren die Mispeln hoffentlich nicht schuld, oder?

    Quittenbrot ist echt was Tolles! Bisher war ich immer zu faul, vor allem, weil ich jemanden in meinem Umkreis habe, der mir immer welches schenkt.

    Freut mich zu lesen, dass du wieder wohlauf bist!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nein, nein, Susi, die Mispeln sind nicht schuld, die mochte ich schon vorher nicht ;-)

      Löschen
  3. Hallo!
    Ich liebe beide :-) habe erst gestern Mispelmus gemacht und Quitten sind wunderbar. Danke für die Rezepte!
    Würde dir den Baum echt abnehmen ;-)

    Alles Liebe, Lika

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ach Lika, ich würde ihn dir gerne überlassen, den Baum. Da das leider nicht funktioniert, sehe ich schwarz für ihn ...

      Löschen
  4. . . . eine Hommage an die Quitte . . . ich hab mir einen gepflanzt und liebe ihn ;O) Schon im Frühling ein Traum wenn er blüht . . . aber dieses Jahr leider nur Früchte mit schwarzen Flecken und ganz schnell faulend - lag vielleicht am nassen Sommer?
    Jetzt hätt ich direkt Lust auf dein feines Quittengelee,
    Doris

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ich hatte vor vielen Jahren auch mal ein Quittenbäumchen, aber das bekam irgendeine Krankheit und ging dann ein :-(

      Löschen
  5. Bei mir sind die Quitten heuer auch recht schnell faulig geworden, schon am Baum immer mal welche mit Flecken. Aber du kannst gerne welche von mir haben, nächstes Jahr :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Uschi, ich habe auch beschlossen, Mispeln nich tzu mögen, nachdem ich mich durch einige Kilo durchgekocht habe. Am besten schmeckte mir noch ein Püree zu Hirschfilet, aber sonst muss ich si eauch nicht haben.
      Quitten dagegen sind einfach wunderbar., gerne als Membrillo zu Käse. Die Quitten von G deli waren heuer besonders aromatisch ;-)
      Bin schon auf dein Munter-durch-die-Gegend-Hüpfen am Do gespannt!

      Löschen
    2. @ G deli
      ich komm drauf zurück, meine Liebe und werde im nächsten Herbst Quitten einfordern ;-)

      @ Eline
      die Quitten von G deli waren wirklich sehr fein, die hab ich zu einem Kompott verarbeitet.
      Ich hüpfe übrigens noch nicht munter durch die Gegend, ich schlurfe eher ;-)), aber auf Donnerstag freu ich mich trotzdem schon!

      Löschen
  6. Danke für die Rezepte - sind super!
    Schön dass es bei dir bergauf geht :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo liebe Josipria, (hübscher Name übrigens ;-))
      was ich unbedingt noch probieren möchte ist ein Quittensorbet, das müsste auch ganz toll schmecken.

      Löschen
    2. ja, das glaub ich dass es was besonderes wird!
      vom Mispellikör bekommst du sicher eine Kostprobe, mal schauen, wie er mundet... ;-)

      Löschen
    3. der Baum muss trotzdem weg, auch wenn mir der Mispellikör schmecken täte :-))

      Löschen
  7. Quitten sind was Feines, ich musste heuer auf den Naschmarkt, um welche zu kaufen, der Baum einer Kollegin, die mich immer versorgte, hat gar keine getragen. Ich liebe Quitten-Chutney, das passt sooo gut zu Curries! Alles Gute für dich und dein Knie, Bettina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. auch die Quitten müssen sich anscheinend dem Fortschritt unterwerfen: ich habe kürzlich riesige Exemplare am Markt gesehen, ganz ohne Flaum und fast ohne Duft :-(

      Löschen
  8. Wunderschön das Quittengelee - duftet bis hierher!

    AntwortenLöschen
  9. Hallo liebe Küchenschabe!
    Oh, wie kenne ich das Problem mit den Mispeln! Zuerst war ich so aufgeregt so einen Baum zu haben und dann kam die grosse Ernüchterung. Es gibt einen Grund, warum sie vergessen wurden *lol*

    Dieses Jahr habe ich allerdings scharfes Chutney Rezept ausprobiert (River Cottage) und hab mich etwas mit der Frucht versöhnt. Lecker :)

    Liebe Grüsse

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. hallo meine liebe,
      interessant, auf chutney bin ich noch nicht gekommen, das werd ich noch ausprobieren :-)

      Löschen