Sieht nicht sehr attraktiv aus, dieser Pilz. Ist grauschwarz, unauffällig, und - ich geb es ja nur sehr ungern zu - schwer zu sehen. Der Mitkoch hat schon recht, wenn er fragt "wer hat's gefunden?". Er nämlich, und nicht ich. Leider. Ich bin einfach dran vorbeigegangen. Ich hab meinen Blick offensichtlich noch nicht auf ihn fokussiert.
Beim Steinpilz bin ich schon in Übung. Schöne braune Kappe, dicker heller Stiel: wahrscheinlich Steinpilz. Mein neuer Liebling hingegen ist in seiner Erscheinung weitaus variantenreicher und gefinkelter. Seine Farbe reicht von dunkelschwarz, über grauschwarz bis hin zu graubraun. Und seine Form variiert von richtig formvollendeten Trichtern bis hin zu langen schlanken Röhren. Wenn man ihn denn mal sieht, inmitten von Bergen Buchenlaub. Aber egal. Ein stattlicher Haufen, sicher zwei Männerhände voll war unsere Ausbeute. Und das Schönste: Den Ort muss man sich merken, der Cornucopioides taucht dort zuverlässig immer wieder auf (sagt die Literatur).
Er hätte die Krönung für ein Abendessen mit Gnocchi werden sollen - allein, der Erdäpfelteig wurde nicht so, wie er sein sollte. Die Erdäpfel waren Heurige, Mehlige. Und die waren einfach noch nicht so, wie mehlige Erdäpfel sein sollen. Ich verstaute den fertigen Teig im Kühlschrank und überließ etwas genervt die Entscheidung dem Mitkoch. Also wurde es natürlich ein Risotto. Ein Herbsttrompetenrisotto. Mit Cacciocavallo-Käse und etwas Schnittlauch. So ein Essen könnte glatt dazu führen, dass auch ich plötzlich die Liebe zum Risotto in mir entdecke ...
Risotto mit Herbsttrompeten und Schnittlauch
für 2 Personen
150 g Risotto-Reis (Küchenschabe: Acquerello)
700 ml Hühnersuppe
2 Schalotten, fein gehackt
125 ml weißer Port
50 g Caciocavallo (oder Parmesan, Pecorino), frisch gerieben
60 g Butter
2 Handvoll frische Herbsttrompeten
2 EL gehackter Schnittlauch
30 Gramm Butter zerlassen, Schalotten darin einige Minuten dünsten. Reis zugeben und umrühren, bis der gesamte Reis mit Butter überzogen ist. Mit Portwein aufgießen. Wenn der Reis den ganzen Wein aufgesogen hat, immer wieder mit Suppe aufgießen und umrühren.
Während dieser Zeit die Herbsttrompeten putzen. Es empfiehlt sich, sie der Länge nach aufzuschneiden, weil sich im hohlen Stiel gerne kleine Tierchen aufhalten. Grob zerzupfen. In einem kleinen Pfännchen 30 g Butter zerlassen und die Pilze darin in einigen Minuten weich dünsten.
Nach etwa 20 Minuten den Käse, die Pilze und den Schnittlauch zum Reis geben. Eventuell mit Salz abschmecken. Zugedeckt zwei Minuten rasten lassen.
In Teller geben und mit etwas geriebenem Käse bestreuen - schmeckt, wie schon gesagt, außerordentlich feinwürzig und löst somit das Chorizo-Risotto als mein bisheriges Lieblingsrisotto ab.
Einen ganz entzückenden Pilz, aber eher kein Speisepilz, möchte ich hier noch zeigen, es ist ein Igelstäubling (oder Igelbovist). Sieht er nicht wirklich nett aus?
Sehr schön, Euer Risotto - aber auch der Igelbovist hat seinen Reiz.
AntwortenLöschenUnd die kleinen Tierchen hast Du dann vorsichtig in den Garten getragen und wieder frei gelassen? ;-)
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Ähhhh, "in den Garten getragen" ... nein, eigentlich nicht ;-))
LöschenAlso du stellst Fragen!
Dein neuer Liebling ist mein alter Liebling ( Vor langer Zeit habe ich mal meine Pilz-Hitparade gepostet). Gestern habe ich beim Laufen zum Stift Göttweig inmitten von unzähligen Laubwaldpilzen meinen Fokus auf die Totentrompeten eingestellt, aber leider nix gefangen.
AntwortenLöschenja ich kann mich erinnern :-). Leider ist Steinpilze-finden eine leichte Übung, verglichen mit Horn-of-Plenty-finden :-(
AntwortenLöschenHoffentlich hält das Wetter bei euch halbwegs aus, wir wünschen euch eine schöne Zeit dort!
Deine Risotti klingen aber immer sehr fein, das eine mit Salbei und Leber habe ich noch immer in sehr angenehmer Erinnerung.
AntwortenLöschenDie Pilze habe ich noch nie gegessen und hätte auch keine Ahnung, wo ich die herkriegen könnte.
In der Lobau suchen ;-)
Löschenim Zweifelsfall sicher auf einem der vielen tollen Wiener Märkte, meinst nicht? Gibts sogar auf unserem Grünmarkt manchmal. Auf jeden Fall tät ich sie probieren - falls du sie mal siehst!
LöschenHab ich auch schon gehört, dass es sie in der Lobau geben soll (genauso wie Morcheln)!
LöschenDas dieser Pilz sehr schmackhaft ist, hat mir die Wilder Henne auch schon gesagt - und auch, dass sie ihn dem Steinpilz vorzieht. Das Risotto ist wundervoll, da würde ich mich gleich dazusetzen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Toettchen
Ja, die Henne ist Pilzexpertin, das weiß ich. Sag ihr bitte ganz liebe Grüße und dass ich ihre witzigen Kommentare und ihren Schweizerdeutsch-Unterricht hier im Blog :-) vermisse!
LöschenEin solch prachtvolles Risotto würde ich jetzt gerade gerne probieren, vor allem, weil mich der Geschmack von frischen Herbsttrompeten neugierig macht, ich habe sie bisher nur getrocknet gegessen.
AntwortenLöschenIch kannte sie bis jetzt auch nur getrocknet, aber frisch haben sie schon auch was! Es müsste sie im Elsass eigentlich auch geben, hast du schon mal gesucht?
Löschenja, in diversen Feinkostgeschäften ;-)
LöschenLaubwald ist im Berliner Umland leider Mangelware. Ich war durch Heikes Blogartikel im vergangenen Herbst schon auf die Totentrompeten neugierig geworden. Lassen die sich denn eindeutig (ohne Verwechslungsgefahr) erkennen (wenn man sie denn überhaupt aufspürt)?
AntwortenLöschenDen Igelbovist kann man, neben einigen anderen Bovist-Arten essen, solange er jung und das Fleisch fest und weiß ist. Habe ich diese Woche gelernt und auch erstmalig 2 weiße Boviste gegessen. Die weißen Boviste dürfen nur nicht zu winzig sein, da dann Verwechslung mit jungem Knollenblätterpilz besteht.
Liebe Peggy,
LöschenVerwechslungsgefahr besteht meiner Meinung nach sehr wenig, wenn man sich den Pilz genau ansieht.
Dass man den Igelbovist theoretisch essen kann, weiß ich. Aber wir gehen durch Wälder mit so vielen ausgezeichneten Speisepilzen, dass wir schon sehr arrogant sind und diese Pilze nie mitnehmen ;-)) - ich mag auch keine Parasole.
Aber ich bin durchaus neugierig auf neue Arten, die ich noch nie probiert habe, demnächst werde ich mal violette Lacktrichterlinge sammeln und kosten :-)). Auch eine krause Glucke hab ich schon zubereitet, und ich mochte sie sehr gerne.
Den Violetten Lacktrichterling, auch Rötelritterling genannt, kann ich nur wärmstens empfehlen. Ist ein wenig gewöhnungsbedürftig und aufgrund seiner Farbe wird er oft auch als ungeniessbar gedeutet. Beim Anbraten in Butter verströmt er einen sirupartigen süßlichen Geruch. Wenn das so ist, dann passt alles :-) LG Jörg Munz
LöschenLiebe Küchenschabe,
AntwortenLöschenDa war Deine bessere Hälfte sehr erfolgreich bei Pilze sammeln :-)
Herbsttrompeten sind sehr lecker und in Verbindung mit Risotto köstlich.
Tolles Rezept!
Herzliche Grüsse,
Sabine
Ja, ja, Sabine, streu nur Salz in meine Wunden ;-))
LöschenMorgen probier ich es noch mal, egal welches Wetter! Wär doch gelacht, wenn ICH nicht diesmal auch erfolgreich wäre!
Ich habe so ähnliche neulich in Südtirol gesehen und wäre in 100 Jahren nicht auf die Idee gekommen, dass die essbar sind. Sind es diese?
AntwortenLöschenda musste ich jetzt schnell nachschauen bei dir ...
AntwortenLöschenOh, Frau, du hast die doch nicht etwa stehen gelassen? Aber wahrscheinlich schon, oder? Da ist dir ein wirklicher Genuss entgangen. Wenn du dir den Platz gemerkt hast, tät ich es im nächsten Urlaub wieder dort versuchen - sie schmecken wunderbar. Auch nur kurz in Butter gebraten, bissi Salz und Schnittlauch drüber, Weißbrot - herrlich.
Das hätt ich mich nicht getraut...
Löschendas sagst ausgerechnet du :-)! Die Frau, die ruckizucki einen Flug nach Kopenhagen bucht, um sich eine Ausstellung anzusehn!
LöschenSchön sind sie. Hat dir Eveline schon von unserem Fund in der Oststeiermark erzählt?... Säckweise haben wir sie in unser Ferienhäuschen geschleppt (oder theoretisch gekonnt)... dafür haben wir nur 2 Steinpilze ergattert. Wir haben die Totentrompeten schon in einer herrlich aromatischen Sauce zu Tagliatelle vor Ort genossen, den Rest getrocknet.
AntwortenLöschenAlso wenn ich nicht heute herbsttrompetenmäßig sehr erfolgreich gewesen wäre, tät mich ja der Neid fressen :-)! Wir sind bei strömendem Regen ins Mühlviertel gefahren, der Regen hat dann gottseidank aufgehört. Der Wald hat richtig gedampft und es ist alles voller Schwammerl jeglicher Art. Wirklich schön, ich muss diese Woche unbedingt noch mal losziehen!
LöschenIhr seids zwei harte Knöpfe, bei dem Regen wär ich nie in den Wald gegangen :-) Ihr müsst natürlich mit einer reichen Ernte belohnt werden, Pflicht!
LöschenWow - Herbsttrompeten... ein total genialer Geschmack! Wenn es auch nicht so aussieht.
AntwortenLöschenLeider find ich den viel zu selten... ;-(
ich hab mir meine Plätze jedenfalls genau gemerkt - schon fürs nächste Jahr :-)
LöschenBoah, Herbsttrompeten, und das aus freier Wildbahn! Das Risotto war bestimmt köstlich.
AntwortenLöschenoh ja, das wars wirklich.
LöschenDieses Jahr probier ich erstmals mehrere "neue" Schwammerlarten aus - aber eh nur welche, die ich auch ganz genau bestimmen kann ;-)
Gestern haben wir eine neue Stelle entdeckt. Toll ist ja ihre Standorttreue: im benachbarten Wald habe ich vor Jahren mal drei Stellen mit dem GPS markiert. Dieses Jahr haben wir an allen drei Stellen Herbsttrompeten gefunden :-) http://peho.typepad.com/rausgelinst/2014/09/2014-272.html
AntwortenLöschen(sorry für's späte Kommentieren, ich hinke urlaubsbedingt immer noch heftig nach)
Aha, mit GPS markiert, sehr schlau! So modern bin ich noch nicht, aber das ist ein guter Tipp, danke, das müsste ich auch schaffen :-). Ich werde mich mal schlau machen, damit ich im nächsten Jahr meine Plätze markieren kann.
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